Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage

Nagertiere sind äußerst gesselig und fruchtbar. Dank ihrer relativ kurzen Trächtigkeitsdauer und des Sexualzyklus kann innerhalb kürzester Zeit plötzlich eine ganze Heerschar von ihnen entstehen, die alle versorgt werden müssen. Es erscheint vernüftig, ein Nagetier zu kastrieren, um ihren Fortpflanzungstrieb zu unterbinden, aber es gibt auch einige Gründe, die eine Kastration aus gesundheitlichen oder verhaltensbedingten Umständen nötig erscheinen lassen. Als positiver Nebeneffekt ist das Zusammenleben mit einem kastrierten Nagertier für den Tierbesitzer viel angenehmer.

Das Zusammenleben

Bei den Nagertieren spielen sowohl gesundheitliche Grunde als auch das Zusammenleben unter Artgenossen eine große Rolle bei der Entscheidung.

Kaninchen versus Meerschweinchen
Leider können unkastrierte männliche Kaninchen und Meerschweinchen nicht zusammen gehalten werden, da es früher oder später zu Rangkämpfen kommt. Rangkämpfe sind ernst zu nehmen, da dies oftmals mit bösen Verletzungen, die verarztet werden müssen, endet. Eine Verhinderung durch die gemeinsame Haltung von Wurfgeschwistern bringt auch keine Besserung und es bleibt leider nur die Kastration als Abhilfe.

Zwei Männlein sind einer zu viel

Die Welt  ist leider nicht groß genug, wenn zwei männliche Rammler zusammen gehalten werden. Das gleiche gilt, wenn zwei Meerschweinchenböcke zusammen gehalten werden. Unabhängig davon, ob der zweite kastriert ist oder nicht, kann es zu Kämpfen kommen, in denen sich beide blutig verletzen oder gar töten. Und auch, wenn sich zwei männliche Rammler oder Böcke gut vertragen, ist es ungewiss, ob sie sich später weiterhin gut vertragen können. Unkastrierte Rammler markieren gerne ihr Revier. Dieser Markierungsurin riecht sehr unangenehm und ist kaum aus Möbeln oder von der Tapete zu entfernen.

Stresspegel auf Null setzen
Die gemeinsame Haltung von einem nicht kastrierten Männchen und einem kastrierten Weibchen ist kritisch zu beurteilen. Ein Rammler oder Bock geht immer seinem Sexualtrieb nach (häufiges „Berammeln“), was wiederum unnötigen Stress für das Weibchen bedeutet. Egal, wie groß ein Gehege sein mag: weglaufen kann das Weibchen nicht, auch nicht den ganzen Tag. Es kommt auch in solchen Beziehungen häufig zu Streitereien und Verletzungen, da das Weibchen schon durchaus in der Lage ist, sich zu verteidigen und aggressiv zu reagieren, wenn sie nicht ständig belästigt werden möchte.

Gesundheit absichern
Gesundheitliche Einbußen beim Weibchen sind immer vorprogrammiert, wenn sie unkastriert bleiben. Gerade beim weiblichen Kaninchen wird dieser Zustand begünstigt, wenn das Tier auf dem Rücken gestreichlt wird. Das Streicheln stimuliert dauerhaft den Sexualzyklus und führt dazu, dass der Östrogenspiegel dauerhaft erhöht bleibt. Die weiblichen Hormone beeinflussen nicht nur den Sexualzyklus, sondern auch die Entstehung von Eierstockzysten, Gebärmuttervereiterung  und bösartigen Gebärmuttertumoren.

Eintreten der Geschlechtsreife

Ab wann eine Kastration vorgenommen werden kann, richtet sich immer nach dem Eintreten der Geschlechtsreife, je nach Tierart:

Kastrationszeitpunkt Kaninchen:
Das weibliche Kaninchen kann ab dem 3. Lebensmonat kastriert werden. Sobald die Hoden palpierbar sind, können männlichen Kaninchen ebenfalls kastriert werden. Unbedingt zu beachten ist, dass der Rammler bis zu 6 Wochen nach der Kastration noch zeugungsfähig sein könnte, weil sich noch Spermien in den Samenleitern befinden. Deshalb sollten Sie sie in diesem Zeitraum von weiblichen Tieren getrennt halten.

Kastrationszeitpunkt Meerschweinchen:
Meerschweinchenböcke werden mit circa 3  bis 10 Lebenswochen kastriert. Weibliche Meerschweinchen werden bei medizinischer Indikation kastriert.

Kastrationszeitpunkt Ratte/Maus:
Männliche Ratten können schon ab der 3. Lebenswoche kastriert werden. Weibliche Ratten werden nur bei medizinischer Indikation kastriert.

Fressen lassen

Nagertiere dürfen, im Gegensatz zu Hunden oder Katzen, vor einer Operation nicht nüchtern sein. Fastenzeiten führen bei den kleinen Tieren schnell zu Entgleisungen des Stoffwechsels sowie zu Verdauungsproblemen.

Eine Gefahr, dass die Tiere während der Narkose erbrechen und dann Futterbestandteile einatmen, besteht nicht, da weder Kaninchen noch Nager in der Lage sind, zu erbrechen. Daher sollten diese Tierarten vor dem Transport in die Praxis bereits gefüttert worden sein. Zudem sollte auch etwas Futter mitgebracht werden. Um pünklich mit der Operation beginnen zu können, sollten Sie kurz vor dem OP-Termin in der Praxis eintreffen.

Stress vermeiden

Operationen werden in der Regel vormittags durchgeführt. Bringen Sie ihr Tier in einer ausbruchsicheren Transportbox bitte bereits morgens in die Praxis. Der Stress vor der Operation kann oftmals erheblich gemindert werden, wenn ein Tier zusammen mit seinem Partnertier in die Praxis gebracht wird. Die Präsenz des Partnertiers wirkt beruhigend auf das Tier nach dem Motto: geteiltes Leid ist halbes Leid.

Bei Rennmäusen ist es absolut Pflicht, alle Partnertiere mitzubringen. Andernfalls kann es zu Problemen bei der Wiedereingliederung in seiner Gruppe kommen, da er innerhalb weniger Stunden seinen „Familiengeruch“ verliert.

Die Fellnase wird nach dem Eintreffen zunächst auf seine Narkosefähigkeit hin untersucht. Nötige Medikamente wie Schmerzmittel oder kreislaufstabilisierende Mittel erhält das Tier im Anschluss. Eine Einwirkzeit für die Medikamente sowie eine gewisse Zeit, sich vom Transport zu erholen, wird abgewartet, bevor die Narkose eingeleitet und das Tier zum Operieren vorbereitet wird.

Um das Narkoserisiko so gering wie möglich zu halten, benutzen wir eine spezielle Narkose für Nagetiere. Je nach Tierart wird dies mittels einer Narkose per Gas (Inhalationsnarkose) oder Injektion durchgeführt.

Eine Inhalationsnarkose hat den Vorteil, dass die Zufuhr des Gases individuell den Bedürfnissen des Tieres angepasst werden kann. Die Narkoseverfahren mittels Injektion werden bei kurzweiligen Operationen angewandt und haben den Vorteil, dass der Vierbeiner recht bald und vollständig wieder aus der Narkose geholt werden kann.

Ein Anruf

Wenn das geliebte Nagetier operiert wird, gehen viele Gedanken durch den Kopf (z.B. schafft mein Tier die OP) und es spielen sich ganz viele Emotionen zwischen Angst und Hoffnung in Herz und Magen ab. Auf Wunsch rufen wir Sie gerne nach der OP an und sagen Ihnen, wie es dem Kleinen geht. Somit können Sie beruhigt die Zeit bis zur Abholung abwarten

Dahoam ist es am schönsten

Zur Sicherheit Ihres Lieblings werden operierte Tiere erst nach Hause gegeben, wenn sie wach, geh- und stehfähig sind. Somit wird auf Nummer-Sicher gegangen, dass Ihr Vierbeiner sich außerhalb jeder Gefahr befindet.

Ihr kleiner Freund darf gleich zu Beginn der Nachmittagssprechstunde abgeholt werden. Tiere zur Abholung werden immer vorgezogen, es sei denn, ein lebensbedrohlicher Notfall wurde gerade angemeldet. Bei der Abholung erfahren Sie, worauf Sie achtgeben müssen und wann die erste Kontrolluntersuchung stattfindet.

Noch Fragen zur Kastration bei Nagetieren?

Rufen Sie uns an oder kommen Sie einfach vorbei!